Bewässerung

Bewässerung im Kleingarten

Part 1 | Ohne Wasser läuft nix – aber bitte sparsam

Übersicht

Im Herbst und Winter sind die Pflege- und Erntearbeiten im Garten überschaubar und nicht mehr so zeitintensiv. Jetzt ist eine gute Gelegenheit, sich Gedanken über eine umweltschonende und effiziente Gartenbewässerung für das nächste Gartenjahr  zu machen. Bei der Übernahme des Kleingartens im Dezember 2018 waren wir erst einmal beschäftigt, den schon gut strukturierten Garten nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die Büsche, die mit den Apfelbäumen um den Platz konkurrierten, haben wir herausgenommen, um mehr Fläche für die Selbstversorgung zu erhalten. Die ovale Insel im Garten beherbergt nun 3 Hochbeete mit 3,6 qm. Vorher gab es hier einen Wasserteich.

Hochbeete sind durstig

Unsere drei Hochbeete im unseren Kleingarten

Nach den drei trockenen Jahren 2018 bis 2020 machten wir die Erfahrung, dass neben den zahlreichen Vorteilen eines Hochbeetes ein Nachteil zu beklagen ist. Die Erde in unseren Hochbeeten trocknete schneller aus als in unseren ebenerdigen Beeten. Das Wasser verdunstet schneller, auch weil das Innenleben bis zu 5 Grad wärmer ist als bei den übrigen Beeten. Im Frühjahr und Herbst ist dieser Umstand sicherlich  ein großer Vorteil. Zum Glück haben wir neben den Hochbeeten eine Leitungswasserstelle vorgefunden.

Regenwasser ist gut

Der Vorpächter nutzte das Regenwasser, das vom Laubendach direkt in eine eingegrabene (!) Regentonne (120 l) floss. Hier konnten wir mit einer Gießkanne das Wasser abschöpfen und unsere Hochbeete u.a. bewässern. Später haben wir uns eine Regentonnenpumpe zugelegt, um nicht mehr die vielen vollen Gießkannen hin und her zu schleppen. Schließlich schenkte uns ein Nachbar einen sogenannten IBC-Wassercontainer mit 800 Liter Regenwasser, den wir am Geräteschuppen hinstellten. Bei einem trockenen Sommer reicht aber selbst diese Menge Wasser für die Bewässerung unseres Gartens nicht aus, so dass sich auch unsere Regensammelstellen  nicht wieder füllten. Der Wasserschlauch musste dann wieder herhalten. Das Gießen mit Leitungswasser kann da zu einer teuren Angelegenheit werden. Der Wasserverbrauch lässt gleich auch die Abwassergebühren ansteigen. Die Stadt Essen hat bereits  für 2022 angekündigt, die Schmutzwasser-gebühr und die Gebühr für das Niederschlagswasser um mehr als 5 Prozent zu erhöhen.

Die Konkurrenz um die Ressource Wasser wird in den nächsten Jahren (weltweit) zunehmen. Manche Region in Deutschland hatte Probleme mit der Bereitstellung von Trinkwasser und einige Kommunen richten sogar Sparappelle an die Bevölkerung. Die Bewässerung von Gärten sei einzustellen, es sollen keine Pools mehr aufgefüllt werden. Ebenfalls sollten die Bürgerinnen und Bürger  ihre Stadtbäume regelmäßig gießen, um sie vor dem Austrocknen zu bewahren.

Wir finden, es gibt genug Gründe, sich einmal über das Wassersparen im Garten Gedanken zu machen. Der Garten ist im Winterschlaf, es ist weniger zu tun, so kannst du Zeit darauf verwenden, für das nächste Frühjahr zu überlegen, wie du Wasser sparend und effizient im Garten einsetzen kannst. Wir haben im letzten Jahr aufgrund des Durstes unserer Hochbeete eine automatische Bewässerungsanlage installiert. Die Anlage haben wir mittlerweile auf unsere Gemüsebeete erweitert. Du kannst aber schon mit klassischen Methoden sparsam und wirksam wässern. Einige Beispiele haben wir hier zusammengefasst.

Richtig gießen

Sorge dafür, dass möglichst wenig Wasser direkt verdunstet. Vermeide also oberflächiges Gießen. Bringe das Wasser so dicht wie möglich an den Boden heran. Am besten ist es in den Morgenstunden zu gießen. Abends freuen sich nur die Schnecken. Pflanzen solltest du nicht mit der Brause wässern, sondern zielgenau den Wurzelbereich beglücken, es sei denn, du hast gerade Keimlinge gesetzt.

Enkelkind schwingt die grüne Gießkanne auf dem Acker

Nicht jeden Tag ein bisschen gießen, dann aber gründlich, um die Pflanzen zu erziehen, in tiefere Erdschichten nach Nahrung und Wasser zu suchen. Die Erde sollte schon etwas angetrocknet sein. Sie sollen gefälligst selbst nach Wasser suchen. Dadurch werden die Pflanzen auch widerstandsfähiger. Sprenger und Kreiselregner lassen durch die Feinzerstäubung mehr Wasser verdunsten. Auch bleibt das kostbare Nasse an den Blättern hängen. Es ist auch sinnvoll, einen Gießwall um die Pflanze zu bilden, damit das Wasser nicht gleich abfließt.

Für Kübelpflanzen solltest du am besten glasierte Tontöpfe benutzen, um die Verdunstung über den Topf zu vermeiden. Das Einmischen von Blähton verlängert die Bewässerung.

Wetterprognose hilft

Als Freizeitgärtnerin und Freizeitgärtner stellten wir schnell fest, dass ein Blick auf die aktuelle Wettersituation und Wetterprognose zu einem erfolgreichen und umweltschonenden Gärtnern dazu gehört. Warum soll ich tagsüber die Beete oder den Rasen wässern, wenn es am Abend regnen soll? Der Blick spart Wasser, Geld und Zeit. Alle gärtnerischen Tätigkeiten sind direkt abhängig von der Temperatur, dem Licht, Niederschlag und Wind. Stürme, Starkregen, Hitze und Dürre werden durch den Klimawandel häufiger, so dass es ratsam ist, auf das „Gartenwetter“ zu schauen.

So bietet der Deutsche Wetterdienst gemeinsam mit der Deutschen Gartenbaugesellschaft 1822 e.V. in der Rubrik „Freizeitgärtner“ ein breites Informationsangebot rund um das Thema Gartenwetter an. Es sind neben der Wettervorhersage für die einzelnen Bundesländer Gartentipps und -informationen für einzelne Orte zu den Themen „Bewässerung“, „Aussaat-“ sowie „Rasenschnittbedingungen“, „Bienenflug“ und „Frostgefährdung“ für den aktuellen Tag und die kommenden 3 Tage zu finden. Für das Gelingen eines Grillabends oder ein unnötiges Gießen der Pflanzen, ist eine Regenradar-App sehr sinnvoll. Wir haben gute Erfahrungen mit wetteronline.de und kachelmannwetter.com gemacht (beide kostenlos).

Regenwasser nutzen

Es bieten sich mehrere Arten von Sammelbehälter an (Regentonne, IBC-Container, Zisternen), um das kostenlose und hochwertige Regenwasser zu nutzen. Regenwasser ist aufgrund seines pH-Wertes ( Ø 4,2) und der Kalkarmut besser als das bekömmlichere Gießwasser. Abgestandenes Regenwasser entspricht der Lufttemperatur im Gegensatz zum kalten Wasser aus dem Hahn. Das Trinkwasser der Stadt Essen wird übrigens als weich (7,2 °dH) im Gegensatz zu anderen Regionen eingestuft.

Rasen nicht zu oft gießen

Wenn auch in Trockenphasen der Rasen saftig grün bleiben soll, braucht dieser sehr viel Wasser. Saatgutmischungen wie RSM 2.2.2. können auch in trockenen Lagen gut bestehen. Rasendünger mit ausreichend hohen Kaliumgehalt verbessert den Wasserhaushalt des Rasens.

Wer aber gelbe und trockene Abschnitte im Rasen im Hochsommer verkraftet, kann auf den nächsten Regen warten. Der Rasen treibt wieder aus. Übrigens können Rasenpflanzen nicht austrocken oder verbrennen. Sie legen nur eine Wachstumspause ein. Ein kurz geschnittener Rasen braucht auch mehr Wasser. Falls doch einmal der Rasen gelb aussieht, kannst du die beschädigte Rasenfläche mit Hilfe einer sogenannten Grabgabel kleine Löcher in den Boden bohren, in die das Wasser direkt laufen kann.

Eine Mindesthöhe von 5 cm solltest du nicht unterschreiten. Grashalme können sich gegenseitig Schatten spenden. Häufig gemähter Rasen trocknet nur schneller aus und muss öfter beregnet werden. Kleinere Rasenflächen bewässerst du am wirksamsten manuell mit einer Brause.

Eigenen Kompost herstellen

Wir hatten das Glück bei der Übernahme des Gartens zwei Thermo-komposter zu übernehmen, die wir auch von Anfang an mit Resten aus der Gartenarbeit und mit Küchenabfällen bestückten. Damit konnten wir auf Torf und andere Zusatzstoffe gut verzichten.

Bodenlebewesen bauen den gespeicherten Kohlendioxid ab und speichern ihn. Das Produkt ist ein optimaler Dünger für unsere Pflanzen und hilft dabei, den Boden zu verbessern. Humus speichert Wasser, gibt es langsam wieder an die Pflanzen ab und beinhaltet wertvolle Nährstoffe. Du musst somit weniger gießen. Wenn du Erde zukaufst, solltest du auf torffreie Blumenerde achten.

Nur oberflächliche Bodenbearbeitung

Den Boden solltest du nur äußerst selten umgraben. Wasser dringt schwer durch einen harten und trockenen Boden. Wir lockern den Boden spatentief meistens mit dem sogenannten Sauzahn auf, ohne das Gefüge der Bodenorganismen zu verändern oder gar zu zerstören.

Die meisten Organismen können nur in einer bestimmten Bodentiefe leben. Einige brauchen mehr Sauerstoff, die anderen benötigen eine gleichmäßige Bodenfeuchte oder können mit Temperaturschwankungen nicht zurechtkommen. Der Boden kann mehr Wasser aufnehmen und die Verdunstung ist geringer.

Mulchen – gut bedeckter Boden hilft sparen

Je mehr du offene Erde sehen kannst, desto mehr verdunstet Wasser. Der Einsatz von Bodendecker schützt vor Austrocknung und Beikraut. Außerdem halten Mulch, Humus, Stallmist, Hornmehl, Grasschnitt und Holzhäcksel die Feuchtigkeit länger im Boden. So wird die Erwärmung und Verdunstung durch direkte Sonneneinstrahlung um bis zu 75 Prozent reduziert.

Bewässerungsmulden

Setzt du neue Pflanzen und Bäume im  Garten ein, so belasse eine Mulde über den Wurzelballen. So kannst sich das Gießwasser perfekt sammeln und direkt über dem Wurzelwerk versickern.

Xeriscaping – wassersparende Gartenplanung

Die obigen Tipps wie Verbesserung des Bodens, die richtige Bewässerungstechnik und die Nutzung des Regenwasser gehören zur Gestaltungspraxis „Xeriscaping“. Als Xeriscaping („xerós“ = griechisch für „trocken“, „scaping“ von englisch „landscaping“ = Landschaftsgestaltung) wird ein Prinzip der Landschafts- und Gartengestaltung bezeichnet, die auf das Einsparen von Bewässerung ausgelegt ist. Bereits bei der Gestaltung bzw. Anlage des Gartens kann der zukünftige Wasserverbrauch wesentlich beeinflusst werden. Unsere Vorpächter haben mit der Schaffung schattiger Bereiche durch (groß)kronige Obstbäume ein positives Zeichen gesetzt. Wir haben einen Pflaumenbaum und einen Sauerkirschbaum zusätzlich gepflanzt. Der Schattenwurf reduziert die Verdunstung aller Pflanzen, die unter dem Baum wachsen. So einen Platz schätzen besonders durstige Pflanzen wie Rhododendron und Hortensien.

Wenn du gerade deinen Garten noch anlegst oder gerade umgestaltest, so kannst du besser auf Pflanzen setzen, die mehr Trockenheit vertragen.  Dickblattgewächse wie Fettehenne, Sukkulenten und Steingartenpflanzen haben einen geringeren Wasserbedarf. Auch Thymian, Lavendel, Ginster, Sommerflieder, Liguster und Oleander sind nicht so durstig. Einheimische Pflanzen am besten aus ökologischen Anbau sind an die örtlichen Bedingungen perfekter angepasst  und somit widerstandsfähiger und benötigen keine oder nur sehr wenig Pflege. Mit einer bunten Mischung standortangepasster Pflanzen bist du auch bei Trockenheit immer auf der sicheren Seite. Bodendecker sorgen ebenfalls dafür, dass du seltener gießen brauchst.

Bodenbeschaffenheit

Beachte bei deiner Planung auch, dass die Beschaffenheit des Bodens und den Standort deiner Pflanzen. Ist zum Beispiel dein Boden reich an Humus und eher lehmig, kann er dir viel Wasser sparen.

Nicht jede Pflanze wächst in jeder Erde. Diese Erfahrung haben wir mit Kürbis im Gartenbeet machen müssen. Im Ackerboden wuchs zum Beispiel der Hokaido besser.

Deshalb haben wir den Kompost von unseren zwei Thermokompostern auf unseren Hochbeeten und Gemüsebeeten verteilt. Aber auch der Kalkgehalt im Boden ist für den Stoffwechsel der Pflanzen  entscheidend. So lieben Rhododenron und Azaleen, aber auch Heidel- und Himbeeren eher sauren Boden. Wir haben deshalb den PH-Wert unseres Gartenbodens (ph-Bodentest von Neudorff) nach klassischer Methode untersucht. Und siehe da, der Boden für unsere  Beerenfrüchte und den Rhododendron wahren eher zu neutral. Wir haben mit Granitmehl und Kaffeemehl nachgeholfen. Je nach Kalkgehalt teilt man die Böden, in starksaure, saure, schwachsauere und neutrale Böden auf (siehe Kalkansprüche verschiedener Kulturplanzen bei Neudorff).