4. Ackerjahr / 3. Kleingartenjahr: wir haben Fehler gemacht, ausprobiert, Neues dazu gelernt und uns auch in Geduld geübt. Um dir den Einstieg zu erleichtern, hier einige Tipps für das Ackern und Gärtnern.
Weniger ist mehr
Als Neuling denkt man oft, das Acker-/Gärtnerleben besteht nur aus Gießen und Jäten. Viele Pflanzen brauchen gar nicht soviel Wasser (z.B. Kartoffeln,Zwiebeln). Vermeide oberflächiges Gießen. Die Pflanzen lieben es, wie wir gemütlich und bilden dann nur oberflächlich Wurzeln aus. Sie sollen aber selbst nach Wasser suchen.
Beim gelegentlichen kräftigen Gießen (ein- bis zweimal die Woche) – falls kein Regen in Sicht ist – bilden sich stabilere Pflanzen mit langen und starken Wurzeln. Die Salatwurzeln gehen zum Beispiel bis 60 cm, Kohl sogar bis 80 cm in die Tiefe. Die günstigste Zeit zum Gießen ist morgens. Stecklinge und Jungpflanzen brauchen nach der Anpflanzung Wasser, falls kein Regen in Sicht ist.
Unser Bauer Maas empfiehlt, die Aussaat besser nicht zu gießen, da womöglich der Samen keimt und anschließend vertrocknet. Dieses Risiko lässt sich beim Abwarten auf natürlichen Niederschlag verringern. Keimlinge sollten mit der Gießtülle (Gießaufsatz) und schon erwachsene Pflanzen ohne Tülle direkt an der Pflanze gegossen werden. Es ist auch sinnvoll, einen kleinen Gießwall um die Pflanze zu bilden, damit das Wasser nicht gleich abfließt.
Am Mittelhammshof sind die Wege zur Wasserstelle manchmal recht lang. Als erzieherische Maßnahme nimmt der Bauer 10 Cent pro Kanne. Da solltest Du doch sorgsam mit der Bewässerung umgehen. Ich schaue übrigens regelmäßig in die Wetterprognose. Wenn sich abends Regen ankündigt, brauche ich tagsüber nicht zu gießen.
Beikraut und Gemüse
Oh ja, am Anfang konnte ich den frisch gekeimten Gemüsesprössling nicht richtig vom Beikraut (Unkraut) unterscheiden, so dass ich beim Jäten so manche Gemüsepflanze auf den Misthaufen geworfen habe. Also jäte nicht zu früh. Das Gemüse ist ja in einer Reihe gepflanzt, so dass du bald die Ausreißer erkennen wirst.
Warte aber auch nicht zu lange, denn dann wird es schwieriger mit dem Jäten. Es geht leichter, wenn du nach dem Regen jätest. Im ersten Ackerjahr haben wir das Beikraut mit unzähligen Schubkarren zum Misthaufen des Bauern gebracht.
Mulchen hilft
Dann haben wir das Mulchen entdeckt. Mit Mulchen ist eine Bodenbedeckung aus natürlichen, leicht verrottbaren, organischen Materialien gemeint (mittelhochdeutsch mul ‚zerfallende Erde‘), Mulchen bedeutet letztendlich aber auch weniger gießen, hacken und jäten. Es schützt den Boden vor Wind und Regen, es hält den Boden länger feucht und verhindert unerwünschte Beikräuter.
Vor dem Mulchen solltest du den Boden gründlich hacken, damit das Wasser leichter in tiefere Schichten eindringen kann. Die Mulchschicht sollte 5-10 cm betragen. Bakterien und Regenwürmer profitieren von der Verrottung des Mulchmaterials. Und du brauchst weniger Gießkannen schleppen und kannst deine Zeit mit anderen Dingen verbringen. Es kann aber auch sein, dass Schnecken ein neues Paradies für sich entdecken. Einfach mal ausprobieren – auch wenn es optisch nicht perfekt aussieht… es hilft wirklich.
Einmal Hacken spart dreimal Gießen
Wasser dringt schwer durch einen harten und trockenen Boden. Damit das Wasser optimal in den Boden gelangt und für eine ertragreiche Ernte ist eine Bodenlockerung notwendig. Vorher ist natürlich das Beikraut zu jäten.
Es gibt verschiedenen Geräte für das Hacken des Bodens. Der dreizinkige Grubber und die Breitblatt-Hacke sind nicht so wendig, um die Jungpflanzen geführt zu werden. Die sollen schließlich stehen bleiben. Ich habe ein altes Gartengerät für mich neu entdeckt: den Sauzahn. Mit dem Sauzahn kann man den Ackerboden spatentief lockern, ohne das Gefüge der Bodenorganismen zu verändern oder gar zu zerstören.
Pflanzabstände einhalten
Pflanzen brauchen Platz. Der Wunsch nach einem großen Ernteertrag ist verständlich. Auch schnell einmal zu viel gekaufte Jungpflanzen mit in die Reihe setzen wollen. In der ersten Zeit habe ich die Pflanzen zu eng gesetzt, so dass sie sich gegenseitig blockiert haben. Halte also den empfohlenen Pflanzabstand auf der Saatguttüte ein. Überlege, wie groß die Jungpflanze erntereif sein wird, damit du den genügenden Abstand einhältst.
Kartoffelkäfer einsammeln
Leider gibt es auch ein paar Plagegeister beim Ackern. Dazu zählt der Kartoffelkäfer, der erhebliche Schäden herbei führen kann. In 2017 hatten wir rund 80 kg Kartoffeln auf unserer großen Parzelle eingefahren. Das war ein tolles Ernteergebnis. Der Kartoffelkäfer hatte sich nicht blicken lassen. Aber in den Folgejahren fielen die Käfer in Massen über die Kartoffeln her. Im Nu sind Pflanzen kahlgefressen.
Den Käfer bekämpfen – mit natürlichen Mitteln (Bio-Anbau VERBIETET chemische Mittel !!!), um eine explosionsartige Verbreitung zu verhindern ? Wir haben Urgesteinsmehl auf die Pflanzen gestreut, um sie zu stärken. Wir haben eine Minz-Brühe (Pfefferminztee kochen) zubereitet und sie über die Pflanzen ausgegossen. Es gibt darüber hinaus Empfehlungen mit einer Meerrettich-Jauche oder mit getrocknetem Kaffeesatz. Wir waren mit dem Pfefferminz-Tee-Ergebnis nicht so richtig zufrieden gestellt (pro Wochenende 12 Liter kochen und zum Acker bringen, war auch eine elende Schlepperei). Als effiziente Methode hat sich das regelmäßige Einsammeln der Käfer und der Blätter mit den Larven in einem verschließbaren Behälter herausgestellt. Die Ernte haben wir den Hühner auf dem Bauernhof zur Verfügung gestellt. Die Hühner waren sehr begeistert.
Ach ja… und Tomatenpflanzen mag der Kartoffelkäfer auch. Nicht ärgern, so ist die Natur halt. Ja, es gibt vieles zu beachten. Aber Erfahrung und Fehler machen klug. Wichtig ist, dass du entspannt bleibst und Spaß bei der Acker- und Gartenarbeit hast.
Ich wünsche dir ein gutes Händchen und eine tolle Ernte.
Deine Ackerfee