Marseille

Der Großmarkt in Marseille

Enkelkind mit riesigen Mangoldblättern vor dem Gesicht

Millionen Tonnen an genießbaren Lebensmittel werden in Deutschland von Supermärkten weggeworfen, während auf der anderen Seite Bedürftige bei den Tafeln kaum genug Essen finden.

Wenn jemand aber in Deutschland Lebensmittel aus den Müllcontainern von Supermärkten nimmt, macht sich nach wie vor strafbar. In Frankreich und anderen Ländern werden Supermärkte bestraft, wenn sie Essen in Container werfen. Supermärkte mit einer Fläche von mehr als 400 Quadratmetern sind gesetzlich verpflichtet, genießbare Lebensmittel entweder selbst weiterzu-verwenden oder sie an gemeinnützigen Vereinen zu spenden (z.B. an Tafeln).  

Oder sie geben Reste für die Produktion von Tierfutter, als Kompost für die Landwirtschaft oder zur Energiegewinnung. Ansonsten droht eine Geldstrafe von 3750 Euro. Frankreich will die Lebensmittelabfälle bis 2025 halbieren. Obst, Fleich oder Fisch verderben schnell, wenn sie nicht rechtzeitig abgeholt werden. In Deutschland setzt die Politik auf Selbstverpflichtungen und Freiwilligkeit.

Auf dem Marseiller Großmarkt werden jährlich bis zu 2400 Tonnen Obst und Gemüse vernichtet, obwohl die Lebensmittel noch in Ordnung sind. Seit dem Jahreswechsel 2021 ist nun mit dem Wegwerfen für viele Großhändler Schluss. Waren, die nicht mehr verkauft werden können, werden jetzt an die neu gegründete „Association Fruits et Légumes Solidarité“ gespendet.

Die Großhändler können sich  60 Prozent des Gegenwertes der Spende  steuerlich anrechnen lassen. Die Initiative ist eine  gemeinnützige Obst- und Gemüseküche direkt auf dem Gelände des Großmarkts. Da nicht immer genug Zeit verbleibt, die Waren  zu verteilen, werden sie direkt  weiterverarbeitet (Suppe, Marmelade, Saft). Perspektivisch sollen 75 Prozent  der Produkte an Tafeln gespendet und der Rest verkauft werden. Die Idee stammt von der gemeinnützigen „Banque Alimentaire“, die auch die veredelten Lebensmittel aus der Küche an unterschiedliche Hilfsorganisationen verteilt.

Da die Herstellung von Lebensmitteln das Klima erheblich belastet, ist es nicht nur wichtig, beim Anbau und Produktion auf Klimaverträglichkeit zu achten, sondern auch beim Handel und Verbrauch. Frankreich macht es uns mit Erfolg vor.

Update 29.02.2024 NRZ online| In NRW macht man sich weniger Gedanken um die Verschwendung von Lebensmitteln in Großmärkten. Die Städte Düsseldorf und NRW wollen ihre Großmärkte törichterweise gleich ganz schließen. Auf der Fläche sollen dann Wohn- und Gewerbeparks entstehen. Es ist unfaßbar, wie dumm und interessengeleitet verantwortliche Politiker/innen sind. Im europäischen Ausland sind die Märkte wegen der Ernährungssicherheit geschützt, z.B. in Spanien.